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Interessiert lauschte Krina - auch, wenn sie es nach außen nicht so deutlich zeigte, wie es in ihrem Inneren war. "Okay", formten ihre Lippen leise, wobei sie ihn aus ihren blauen Augen ansah, ihn mit ihnen beinahe anlächelte - aber eben nur beinahe. Diese Nähe... sie war so ungewohnt!
Und doch tat sie gut, deckte das Loch, das Elets Tod hinterlassen hatte, für die Zeit des Beisammenseins zu..
Elet...
Schuldgefühle brandeten in der Vampirin auf und sie seufzte leise. Sie hätte ihn beschützen müssen! - und nun.. saß sie mit einem der Wesen, das ihn ermordet hatte, beisammen. - Andererseits.. hatte auch sie selbst viele Werwölfe getötet..
Warum fühlte er das?.. warum fühlte Naran sich wohl in ihrer Nähe?..
Er sollte puren Hass empfinden, immerhin war sie eine Vampirin und hatte seit der Schlacht sicher einige seines Rudels auf dem Gewissen..
Und doch war da dieser Drang.. er wollte hier sitzen, in ihrer Nähe sein und ihre blauen Augen betrachten..
Dein Rudel reißt dir nicht nur den Kopf ab, wenn sie dich erwischen.. flüsterte eine leise Stimme irgendwo in seinem Hinterkopf, doch er stopfte ihr das Maul und schob sie noch weiter nach hinten.
Gefangen in den Augen des Werwolfs schluckte Krina.
Ja, sie sollte diesem Wesen, das nun in Form eines jungen Mannes vor ihr saß, den Gar ausmachen... doch er war es, der ihr geholfen hatte, der sie nicht angriff - sie vielleicht sogar vor sich selbst schützte. Wer wusste das schon? Schließlich hielt sie nichts mehr hier..
.. und doch verharrte sie in dieser Welt - mit einem Feind. Einträchtig nebeneinander sitzend und sich ansehend.
Seine Frage löste den Bann, der auf der Vampirin gelastet hatte.. und ein wenig irritiert wegen des Gefühls, das sie bemächtigt hatte, wandte sie den Kopf ein wenig zur Seite, sah in Richtung ihres Schwerts.. blieb jedoch entspannt.
"Es ist so leer.. ohne Elet", flüsterte sie als Erklärung, "ich konnte nicht im Lager bleiben.. wo er so allgegenwärtig war und ist - er hätte bei mir sein müssen... aber ich war allein.."
Ihre Stimme war leise, klang brüchig.. und nicht unbedingt wie die Krina, als die sie sich so gern ausgab - kalt, stark...
.. nein, nun war sie zerbrechlich..
Tränen schimmerten erneut in ihren Augen und wenngleich die Maske ein Stück von ihr abgefallen war, wischte sie sich ein wenig verärgert über die Augen, ehe sie den Kopf so drehte, dass Naran die Spiegel ihrer Seele nicht mehr sehen konnte.
Elet?.. Sie meinte wohl den Vampirjungen, den sie bestattet hatten..
er stand dir wohl sehr nahe.. vermutete Naran, sagte das aber mehr zu sich selbst, als zu Krina.
Ich kenne das Gefühl.. jemanden zu verlieren, der einen großen Teil des Lebens ausgemacht hat.. fügte er dann murmelnd hinzu und blickte in den Himmel.
Dort oben bei den Sternenwölfen - auch wenn sie sich nie verwandeln konnte - war seine Großmutter und wachte über ihn, dann warf er einen kurzen Blick auf den Ring, den er von ihr bekommen hatte, seufzte und wandte sich wieder Krina zu.
Aber glaub mir.. es wird jemanden geben, der die Lücke in deinem Herzen füllt. Das Loch wird nie ganz verheilen, aber jemand kann die Schmerzen lindern..
Krina nickte auf die Vermutung des Werwolfs leicht, kaum merklich. "Er war wie ein Bruder für mich... und das einzige Wesen, für das es sich zu leben lohnte... - jetzt.. habe ich keinen Sinn mehr..", gab sie flüsternd zu, wobei sie schluckte.
Ihre zierliche Hand, die doch so kräftig war, das Schwert für eine längere Zeit zu halten, fuhr prüfend zu dem Band, das sie in den Haaren trug - wobei sie diese Bewegung unterbewusst machte, während sie dem Werwolf zunickte.
Ein dankbares Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel als sie ihn wieder ansah.. - aber... wer sollte dieses Loch füllen?
Sag sowas nicht! fauchte Naran sie schon fast an und zog streng die Augenbrauen zusammen, Es gibt immer etwas, wofür es sich zum Leben lohnt. Manchmal muss man eben erst danach suchen.. und selbst die Suche nach dem Sinn.. ist schon ein gewisser Sinn, am Leben zu bleiben und das Leben zu genießen!
Er verschränkte die Arme und sah Krina an
Bei diesen ... harten Worten zuckte Krina zurück und ihre blauen Augen blickten ihn kurz verängstigt an, ehe die Maske zurückkehrte und sie sich in Gleichgültigkeit hüllte.
"Denn einzigen Sinn, den es für mich noch gibt, ist das Kämpfen", erklärte sie - ihre Stimme klang seltsam kalt.. und innerlich litt sie nun selbst, dass sie diesen Schutzmechanismus nicht abschalten konnte.. vorallem, da der Werwolf ihr nur Gutes tun wollte. Zumindest fühlte sie so... und auch seine Worte klangen so..
'Andererseits... hast du auch oft genug jemandem dein Herz geöffnet - und er hat dich verraten. Was sollte denn der Feind anderes tun?', versuchte sie, ihre Reaktion zu rechtfertigen, während sie den Jungen kühl musterte.
Naran stemmte die Füße in den Boden und sprang auf.
Kämpfen ist nicht alles im Leben! knurrte er es gibt so viel Schönes auf dieser Welt, allein die Natur und die Tiere! Hast du dich schon mal mit offenen Augen umgesehen?
Er breitete die Arme aus, drehte sich einmal um sich selbst.
der rauschende Wald, der Himmel, das glitzernde Wasser der Flüsse und Seen, die endlosen Wiesen. Weit weg das weite Meer.. die Berge..
Er warf einen traurigen Blick in den Wald. Sein Rudel lebte schon immer hier und würde auch immer sein Revier hier haben.. wenn er hier blieb, würde er niemals das Meer oder die Berge sehen..
Die Welt ist so groß.. ich würde sie gerne sehen.. murmelte er dann und seufzte.
Kühl lagen ihre blauen Augen auf ihm, während sie seinen Worten lauschte. Worte, die sie beeindruckten... nachdenklich stimmten.. - Sehnsucht weckten.
Schluckend wandte Krina schließlich die Augen von dem aufgebrachten Werwolf ab - ehe sie wieder aufblickte. "Wieso.. bist du dann hier?", fragte sie leise nach, die Augen noch immer kühl.. die Stimme jedoch eine Nuance wärmer.
Wieder wandte sie den Blick ab, sah in die Ferne... an die Bäume, deren Blätter im sanften Wind tanzten. 'Was, wenn er Recht hat?', schoss es ihr durch den Kopf - und ein Teil, der kämpferische Teil, der das Leben liebte, wollte ihm zustimmen, der andere Teil jedoch wollte diesen Gedanken am liebsten verscheuchen.
Ein wenig verloren zog sie die Knie an die Brust, schlang die Arme darum und legte den Kopf auf die Knie, wiegte sich unmerklich vor und zurück.
Naran ließ den Kopf hängen und setzte sich wieder.
ich habe ein Rudel, dass mich braucht.. oder.. vielleicht könnte ich auch.. ach, ich weiß auch nicht.. stammelte er.
Er würde seine Familie vermissen, wenn er fort ginge.. doch dieser Drang in ihm, umherzustreifen auf der Suche.. nach dem Sinn seines Daseins..
ich will weg.. keine Kämpfe mehr, keine Schlachten.. einfach auf und davon. Und das am Besten heimlich, meine Familie würde mich nie gehen lassen..
In Gedanken verloren und doch seinen Worten lauschend saß Krina da, die Knie angezogen.. und starrte in die Ferne.
"Wenn ich nicht dein Feind wäre - und du nicht der meine.. - ich würde.. mitgehen, denke ich..", flüsterte sie sehr leise - ob seine Menschenohren das auch hören konnten?
Wenn nicht.. dann war es auch egal..
Seufzend schlang Krina die Arme noch ein wenig fester um sich selbst. - Sie sehnte sich nach einer Umarmung.. - am liebsten der von Elet, doch die schlanken Arme des Jungen sollten sie nie wieder umfangen... und so würde sie sich auch in andere Arme schmiegen... solange sie ihr nicht plötzlich kam.
Naran sah sie überrascht an. Hatte sie gerade das gesagt, was er gehört hatte? Doch.. das hatte sie..
wer sagt, dass wir Feinde sind? Nur, weil unsere Ahnen verfeindet waren, müssen es alle darauffolgenden Generationen auch sein? widersprach er trotzig, wie hat dieser ewige Hass überhaupt begonnen? das weiß heute sicher keiner mehr..
Schwach lächelnd sah sie ihn an, beinahe traurig wirkte sie - wiedereinmal hatte er ihre Maske mit bloßen Worten zum Einsturz gebracht - und die Sehnsucht nach einer Umarmung wurde grüßer - doch sie beherrschte sich.
"Das weiß wahrscheinlich wirklich keiner mehr...", stimmte sie langsam zu, "aber..." - sie unterbrach sich selbst. Konnte sie einem Feind vertrauen? - Einem Feind, der ihr geholfen hatte? So ruhig - äußerlich ruhig - wie sie gerade hier saß, konnte man das fast meinen.. doch ihr Innerstes zögerte, wollte nicht erneut einen solchen Verlust erleiden.
Er war noch halb in Gedanken, als er ihr 'aber' hörte.
aber was?.. fragte er sich, ließ es aber unausgesprochen. War sie etwa seiner Meinung? Er hatte einfach seine Meinung rausgeplappert.. hatte er damit etwas in ihr ausgelöst?
Er blickte hinauf in den Himmel.
glaubst du.. wenn wir weder Werwolf, noch Vampir wären.. ob wir dann Freunde sein können? fragte er leise.
Krina neigte leicht den Kopf, dachte nach.. und schließlich nickte sie sacht. "Vielleicht", stimmte sie zu und seufzte dann leise. Nur, weil sie vielleicht Freunde sein könnten... würde sie es nicht wollen, dass er seine Familie aufgab, nur, weil sie meinte, sie würde mit ihm mitkommen.
Elet...
.. wenn er doch nur hier wäre!
Erneut seufzend versuchte sie, die Arme noch fester um sich zu schlingen, sich selbst Trost zu spenden.. doch es wollte ihr nicht gelingen. "Nur.. eine Umarmung..", kamen der Vampirin ihre Gedanken wispernd über die Lippen, nur an sich selbst gerichtet - und vielleicht doch gewissermaßen an den Werwolf.
Naran lächelte leicht, als sie ihm zustimmte. Jedoch verschwand das Lächeln und machte einem überraschten Ausdruck platz.
Eine Umarmung? war das.. an ihn gerichtet?
Er betrachtete das Schwert, das in sicherem Abstand lag. Wie sollte sie ihn angreifen?.. Er wiegte Pro und Contra miteinander ab..
Dann rutschte er ein kleines Stück zu ihr und breitete mit einem leichten Lächeln die Arme aus.
Die Vampirin sah wieder in die Ferne, wandte den Blick dann aber ein wenig überrascht und auch ein wenig erschrocken über seine Bwegung in ihre Richtung. Doch dann sah sie das leichte Lächeln und die ausgebreiteten Arme.
Einen Moment noch zogen sich ihre Augenbrauen argwöhnisch zusammen, doch dann seufzte sie leise, beinahe erleichtert.. rutschte noch ein wenig näher heran und schmiegte sich vorsichtig an Naran.
"D-dan-ke..", flüsterte sie, wobei sie ein wenig zu stottern schien - dann, nach kurzem Zögern, schmiegte sie sich stärker an ihn, ließ sich tatsächlich für einen Moment fallen - und begann im selben Moment leicht zu zittern. Erinnerungen stiegen in ihr auf.. wie sie Elet so hielt wie Naran gerade sie.. und wie gut Elets Haare immer geduftet hatten.
Unauffällig atmete sie Narans Geruch ein - und auch, wenn er unverkennbar nach Werwolf roch.. stieß sie der sonst so feindliche Geruch nicht ab..
Vorsichtig legte er die Arme um Krina, als sie zu ihm rutschte und sich an ihn schmiegte. Aber er drückte sie nicht an sich, damit sie sich aus seinen Armen winden konnte, wenn es ihr zu viel wurde.
Er hatte ihre Haare vor der Nase, atmete ihren Duft ein, der in ihm Hass und Verachtung wecken sollte.. aber das tat er nicht.
Naran hielt still, genoss einfach den Moment, bis sie anfing zu zittern.
alles.. ok? fragte er nach
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