Krina hörte seine gemurmelten Worte, ließ sich jedoch nichts anmerken. Es war seltsam, jemanden bei sich zu haben.. den sie erst so kurz kannte und dem sie dennoch ein Stück weit vertraute. - und der sich dann auch noch für ihre Wünsche interessierte.
Kurz dachte sie nach, dann schüttelte sie den Kopf. "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht", erklärte sie leise, "schließlich stand nie zur Debatte, dass ich irgendwohin könnte - allein."

Krina befolgte seinen Rat und schloss die Augen.

Leises Kinderlachen, Sonnenschein... das leise Rauschen von Wasser...
Mystik umhüllte diesen Ort - und einen tiefen Frieden.
Es war Morgen in irgendeiner unbedeutenden und doch so wunderschönen Stadt an einem See in einem Tal. Neben hing in den Talhängen, doch die Sonne fand dennoch ihren Weg hindurch und ließ das Wasser in einem schönen Blau leuchten...

Zögernd erklärte Krina dem Werwolf, was sie sah - undsicher, was er dazu sagen würde. Dieser Ort.. nun, da sie ihn 'gesehen hatte' zog er sie magisch an mit seiner Ruhe, dem Nebel, der alle harten Konturen zu verschleiern suchte... und doch die Sonne ihr Licht in dieses Tal schickte..
Erst, als sie die Haupteindrücke geschildert hatte, öffnete sie langsam die Augen wieder, wobei sie blinzeln musste..

Erstaunt blickte sie in die vor Abenteuerlust funkelnden Augen und senkte den Kopf ein wenig, wobei sich die Wangen leicht färbten. Es war seltsam, dass er sich so über die Tatsache eines weiteren Zieles freute.
"Ja, das haben wir wohl - aber erst gehen wir zu deinem Reiseziel", erklärte sie leise. Er hatte sie neugierig gemacht.. und auch, wenn der Ort sie anzog wie das Licht die Mücken.. so wollte sie ihm doch nicht den Vortritt lassen, wo er den Wunsch doch schon um so viel länger hegte als sie.

Vorsichtig beobachtete Krina den Werwolf, der sich riesig zu freuen schien. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen, während sie ihn weiter betrachtete - und so bemerkte, wie sein Blick nachdenklich auf seinen Händen lag.. und dann allgemein ziemlich verwirrt und ohne Verständnis blieb.
"Was ist?", fragte sie leise nach.

Aufmerksam lauschte die Vampirin, während ihre Hand - wie so oft - an den Schwertgriff wanderte. Eine Angewohnheit, die sie noch nicht einmal bemerkte.. und die auch nicht als Bedrohung gemeint war.
"Du kannst ja.. während wir allein sind in deiner .. anderen Gestalt wandern?", schlug sie leise vor, während sie sich langsam einmal im Kreis drehte. Wo war eigentlich das Meer?

Das kurze Zucken der Augen Narans hatte Krina nicht bemerkt, spürte jedoch, dass er angespannt war - und hielt in der Drehung verwirrt inne. Welche Bewegung hatte sie gemacht?
Kurz blickte sie nachdenklich in die Ferne, dann schüttelte sie leicht den Kopf. "Wenn du meinst", erwiederte sie mit einem leichten Lächeln und streckte dann fragend die Hände in verschiedene Richtungen, "Wo lang geht's zum Meer?"

Aufmerksam lauschte er seinen Worten und lächelte. Es musste wunderschön sein...
Kurz wandte Krina sich noch einmal in die Richtung, in der sie Elet begraben hatten und schloss die Augen. Stumm nahm sie Abschied von dem nun leblosen Körper - von dem einst so sorgenfreien Jungen, der sie so oft aufgemuntert hatte und ihr Leben somit lebenswert gemacht hatte. Der Junge, der noch nicht bereit gewesen war für den Krieg, der ihr nun so sinnlos erschien.

Mit einem tiefen Seufzen, einem letzten Gedanken an einen glücklichen Elet, öffnete sie die Augen, schluckte einmal und wischte sich über die schon wieder feucht gewordenen Augen. Anschließend drehte sie sich zu Naran um und lächelte leicht, kaum wahrnehmbar, während sie wieder zu ihm trat und stumm signalisierte, dass sie soweit war. Er würde sie führen müssen..

"Ja.. lassen wir sie ruhen", stimmte Krina leise aber entschlossen zu, ehe sie sich ebenfalls in Bewegung setzte und neben ihm her lief. Aufmerksam betrachtete sie die Natur um sich herum, lauschte dem leisen Rascheln der Baumwipfel über ihnen und den Geräuschen, die ihre Füße verursachten. Wenn sie nicht alles täuschte, dann waren ihre Schritte lauter als Narans, dabei... war er größer und somit auch ein wenig kräftiger.
Wie das Meer wohl aussah?

Auch, wenn es vielleicht seltsam wirkte, brachten Narans Worte die Vampirin für einen kurzen Moment zum Lachen, ehe sie wieder ernst wurde und den Kopf schüttelte. "Nein. Aber ich weiß auch nicht, wie weit es zu dem Ort ist, den ich gesehen habe. Wir haben ja Zeit... und wenn uns ein Ort gefällt... können wir dort ja ein wenig bleiben", erklärte sie nachdenklich. "Ab und an... müssen wir sowieso.. für eine kurze Zeit in eine Stadt oder ein Dorf..", murmelte sie leise, seufzend. Aber sie konnte nichts dazu und nur, weil nun ein Werwolf mit ihr reiste - bzw. sie mit ihm - würde sie das sicherlich nicht ändern.

Krina betrachtete ihn noch kurz. Ihre Ernährung schien ihm nicht so sehr zu behagen - doch was sollte sie tun? So war sie und zumindest hatte sie gelernt, ihre Opfer nicht zu töten. Dass ein Biss einen Menschen zum Vampir machte war Mythos, den sich die Menschen ausgedacht hatten, weil sie Angst vor ihnen hatten - so, wie sie vor so vielem Angst hatten, was stärker war als sie.

Die Stille, die sich zwischen ihnen einstellte, war auf eine seltsame Art und Weise... angenehm. Sie konnten einfach schweigen, mussten sich nichts sagen - im Moment hätte sie sowieso nicht gewusst, was sie hätte sagen sollen - und kamen, obwohl sie von verfeindeten Wesen waren, miteinander aus.